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Assel - Wie ein Dorf gemeinsam mit uns digitale Wege in der hausärztlichen Versorgung geht

Foto: Melanie Philip, Pflegepioniere

Die medizinische Versorgung im ländlichen Raum steht vielerorts vor großen Herausforderungen. Besonders in kleineren Orten wie Assel im Landkreis Stade (Niedersachsen) zeigt sich die Problematik deutlich: Der letzte Hausarzt musste seine Praxis schließen, hunderte Patientinnen und Patienten standen plötzlich ohne direkte Anlaufstelle da. Doch anstatt die Situation hinzunehmen, hat Assel neue Wege beschritten mit dem Projekt „Pflege- und Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum" (PUG).  

Effizient versorgen im neuen Telemedizinraum

Gemeinsam mit den Pflegepionieren und dem DRK Ortsverband Assel haben wir vor Ort einen Telemedizinraum ausgestattet, der eine ärztliche Betreuung auch ohne Anwesenheit des Hausarztes ermöglicht.

Frau Ilse Mahler, als Fachkraft vor Ort, ist mit einer entsprechenden telemedizinischen Ausrüstung ausgestattet, die von uns gestellt wird. Sie arbeitet sozusagen als Assistenz des Arztes und übernimmt dessen Aufgaben im Auftrag. Sie führt Untersuchungen durch verbindet die Patienten via Videosprechstunde mit dem Arzt Herr Feutlinske.

Der Raum ist zu festgelegten Tagen und Zeiten besetzt. Die Bürger vereinbaren online über eine Webseite oder telefonisch ihren Termin im Telemedizinraum. Zum gebuchten Zeitslot bringen sie Ihre Gesundheitskarte mit und lassen sich entsprechend von Frau Mahler untersuchen.So entsteht ein Termin, der dem klassischen Praxisbesuch sehr nahekommt.

MIA – die digitale Brücke zwischen Patient und Arzt

Die Basis für die digitale Versorgung ist unser Produkt MIA. Dabei handelt es sich um eine App inklusive Tablet mit der Vitalparameter der Patienten einfach erfasst und an die Partnerpraxis übermittelt werden können. Dazu gehören Blutdruck, Temperatur, Wunddokumentationen, Aufnahmen des äußeren Gehörgangs mit dem Otoskop, Auskultationen via Stethoskop sowie die Möglichkeit ein 12-Kanal-EKG zu schreiben. Die Pflegefachkraft im Telemedizinraum übernimmt die Erfassung der Vitalparameter, speichert diese und sendet sie zur Begutachtung in die Praxis. Bei Rückfragen wird Praxispartner Feutlinske per Videogespräch zugeschaltet.

Erste Patientin testet Angebot mit positivem Eindruck

Zum Auftakttermin im Telemedizinraum ist Patientin Daniela von Holt erschienen. Die 59-Jährige fühlt sich seit der Einnahme eines starken Schmerzmedikamentes im August nicht mehr wohl. Bei ihrem Kardiologen konnte Sie auf die Schnelle keinen Termin vereinbaren, also beschloss Sie das Angebot des Telemedizinraums wahrzunehmen. Im Telemedizinraum wurde ihr Blutdruck und Blutzucker erfasst sowie ein EKG geschrieben, das direkt digital in die Praxis von Herrn Feutlinske übermittelt wurde. Nach dem anschließenden Videogespräch mit dem Mediziner ist Frau von Holt erleichtert. Er rät der Patientin zu einer weiteren Abklärung ihrer Blutwerte beim Hausarzt.

Alle Messgeräte wie Stethoskop, Otoskop und EKG sind im Telemedizinraum vorbereitet für die Untersuchungen

Weitere Anwendungsszenarien der Telemedizin geplant

Nach dem erfolgreichen Start und der Optimierung einiger Prozesse ist bereits eine Ausweitung des Angebotes auf den kardiologischen Bereich geplant. Ab Oktober soll der Ansatz des Telemedizinraums zusätzlich in die Praxis von Herrn Feutlinske übertragen werden, um kardiologische Untersuchungen durchzuführen und diese vom Stader Kardiologen Dr. Stephan Brune telemedizinisch begutachten zu lassen.Auch in den Bereich der Pflege könnte das Angebot übertragen werden, wie dies bereits erfolgreich im Landkreis Traunstein (Bayern) erfolgt.

Ein Modell für jede Gemeinde – Assel zeigt wie es geht

Das Beispiel aus Assel zeigt, wie eine Gemeinde Lücken in der hausärztlichen Versorgung überbrücken und schließen kann. Die technische Ausstattung und Schulung im Umgang mit unserem MIA System ist einfach und kann sofort umgesetzt werden. Auch die Suche nach passenden Räumlichkeiten in der Gemeinde hat sich als einfach gestaltet.

Praxispartner für den Telemedizinraum kann jeder niedergelassene Arzt sein. In einigen Bundesländern ist es möglich die Untersuchungen über die hausarztzentrierte Versorgung (HZV) oder Zusatzverträge abzurechnen. Alternativ bieten sich Projektmodelle wie in Assel für eine erste Pilotphase an.

Der Telemedizinraum ist ein Beispiel dafür, wie moderne Technik, engagierte Projektpartner und kommunales Handeln gemeinsam Versorgungslücken schließen können. Bis die neue Hausärztin im kommenden Jahr ihre Praxis eröffnet, können die Menschen in Assel auf den Telemedizinraum zurückgreifen.

Wir bedanken uns bei allen Projektpartner, insbesondere den Pflegepionieren, für die tolle Zusammenarbeit. Ein großes Dankeschön geht auch an den DRK Ortsverband Assel für die Bereitstellung der Räumlichkeiten und der benötigten Infrastruktur. Weitere Informationen zum Projekt und zum Telemedizinraum finden Sie auf der Webseite des Telemedizinraums und der Pflegepioniere. Gemeinden oder Praxen die an unserem MIA-System interessiert sind, können sich gerne über unsere MIA Webseite einen Überblick verschaffen. 

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