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Advanced Practice Nurses (APN) - Wie das Projekt INSPIRE-PNRM+ ein innovatives Berufsfeld mit Hilfe von Telemedizin erschließt

Copyright Fotos: Dominik Gruszczyk / UM Mainz

Patienten mit Morbus Parkinson innovativ und patientenzentriert versorgen - dies soll künftig durch den Einsatz von Advanced Practice Nurses (APN) möglich sein. Die spezialisierten Fachkräfte arbeiten unter Einsatz von Telemedizin eng mit neurologischen Fachzentren und Patienten mit Parkinson zusammen. Kürzlich berichtete auch das Saarländische Ärzteblatt im Artikel „Bessere ambulante Betreuung von Parkinsonpatient:innen durch Advanced Practice Nurses" über das Aufgabenfeld der Berufsgruppe im Modellprojekt INSPIRE-PNRM+. Aus diesem Anlass haben wir die dafür tätige APN Tobias Naumann interviewt und geben Ihnen Einblicke in seinen Berufsalltag im Projekt und der Patientenbetreuung


Tobias Naumann ist seit 2024 für das Innovationsfonds-Projekt INSPIRE-PNRM+, kurz für „Interdisziplinäre und intersektorale telemedizinische Evaluation, Koordination und Behandlung im ParkinsonNetz RheinMain+", tätig. Seine Laufbahn als APN begann mit einem ausbildungsintegrierten Pflegestudium mit begleitender Tätigkeit in der Eingliederungshilfe, wonach er sein Masterstudium mit dem Fokus auf Case Management und Digital Health absolvierte. Als Advanced Practice Nurse wirkt Tobias Naumann an der Erprobung eines flächendeckenden telemedizinischen Konzepts mit. Dieses soll die Versorgungsqualität von Menschen mit Parkinson-Syndrom mittels einer sektorenübergreifenden Vernetzung verbessern.

 Die Ziele von INSPIRE-PNRM+

Langfristig verfolgt das Projekt das Ziel, die beteiligten Akteure besser zu vernetzen und bundesweit neue Versorgungsstrukturen für eine bedarfsgerechte Versorgung von Patienten mit Parkinson-Syndrom aufzubauen.Das ZTM stellt im Projekt INSPIRE-PNRM+ eine webbasierte Plattform mit Abrechnungsmodul zur Vernetzung der Fachkliniken, Advanced Practice Nurses und niedergelassenen Fachärzte bereit. Die Akteure können so effektiver zusammenarbeiten und die Behandlung der Patienten steuern. Im folgenden Interview erfahren Sie ausführlich von Tobias Naumann, welche Rolle er als APN im Projekt übernimmt.

Tobias Naumann im Interview – Was macht ein APN?

ZTM: Welche Tätigkeiten zählen im Projekt INSPIRE-PNRM+ zu Ihren Kernaufgaben als APN?

Tobias Naumann: Im Projekt INSPIRE-PNRM+ begleite ich Menschen mit Parkinson ganzheitlich und personenzentriert über einen Zeitraum von zwölf Monaten. Das bedeutet: Ich führe regelmäßige Gespräche, erfasse die Gesundheits- und Lebenssituation sowie individuelle Bedarfe, koordiniere die Behandlung zwischen Neurologen, Therapeuten und anderen Beteiligten und bleibe als feste Ansprechperson über zwölf Monate an ihrer Seite. Besonders wichtig ist mir auch der direkte Austausch mit Betroffenen, zum Beispiel in Selbsthilfegruppen. Diese Begegnungen geben wertvolle Einblicke in den Alltag der Patienten und machen transparent, was gute Versorgung aus der Sicht der Betroffenen wirklich braucht.

ZTM: Was gefällt Ihnen besonders an Ihrer Tätigkeit als APN im Allgemeinen, und auch im Projektkontext?

Tobias Naumann: Ich liebe es, dass ich als APN nicht nur „versorgen", sondern wirklich begleiten darf. Ich habe Zeit für Gespräche, kann genauer hinsehen, zuhören und auch auf Themen eingehen, die im hektischen Alltag sonst oft untergehen. Im Projektkontext finde ich besonders spannend, dass wir neue Wege gehen dürfen, v.a. interdisziplinär arbeiten, Therapieoptionen anregen, Versorgung weiterdenken und Dinge ausprobieren, die im klassischen Setting nicht so leicht möglich wären.

ZTM: Inwiefern bereichert und entlastet telemedizinische Unterstützung den Arbeitsalltag von APN?

Tobias Naumann: Telemedizin ist für mich eine echte Unterstützung, da sie mir dabei helfen kann vor allem, ortsunabhängig flexibel und schnell zu reagieren. Ich kann mit Patienten oder Kollegen unkompliziert in Kontakt treten, auch über größere Distanzen. Das spart Wege und Zeit und ermöglicht dennoch eine enge Begleitung. Natürlich ersetzt das nicht den persönlichen Kontakt, aber es ergänzt ihn sinnvoll, gerade dann, wenn es schnell gehen muss oder eine Rückmeldung reicht, ohne dass gleich ein Hausbesuch nötig ist. Außerdem kann ich alle Behandlungsinformationen digital einsehen, dokumentieren und aktualisieren sowie notwendige Informationen in Echtzeit bspw. an die zuständigen Neurologenübermitteln.

ZTM: Warum sind APN wichtig für die Zukunft der Gesundheitsversorgung?

Tobias Naumann: Weil sich die Gesundheitsversorgung gerade stark verändert und wir dringend neue, flexible Rollen für eine effektive Versorgung brauchen. APN können hier mit vertieftem pflegerischem Wissen, erweiterten Kompetenzen und einem klaren Fokus auf Koordination, Prävention und Beziehungsgestaltung viel beitragen. Wir sind nah dran an den Menschen, arbeiten vernetzt und stärken das System genau dort, wo es oft Lücken gibt. APNs sind keine Zukunftsvision, sie sind ein notwendiger Teil der Lösung.

Die Integration von APN als Bereicherung für die Gesundheitsversorgung

In Kanada, den Niederlanden und den USA sind APN bereits fest in die Gesundheitsversorgung integriert, während Deutschland noch am Anfang der Umsetzung steht. Das Projekt INSPIRE- PNRM+ erschließt somit ein Modell für die Betreuung von Patienten mit Parkinson, das sich in Zukunft auch als Konzept für die allgemeine Versorgung von Menschen mit chronischen Erkrankungen weiterdenken lässt. Es zeigt, wie Telemedizin und persönliche Betreuung im Sinne einer besseren Patientenversorgung verknüpft werden können.

Wir bedanken uns herzlich bei Tobias Naumann für das Interview. Weitere Infos rund um das Projekt finden Sie auf unserer Projektwebseite, auf der Projektseite des ParkinsonNetz RheinMain+ und in unserem Blog